Tina.s Hundeblog
Mit einem Hund an der Leine spazieren zu gehen kann ziemlich nervig sein.
Ahnst Du schon, worauf ich hinaus will? Dann gehörst Du wahrscheinlich auch zu den Hundebesitzern, für die 100 Meter schon mal eine 15-Minuten-Tour sein können. Gott sei Dank sind meine Hunde meist Freigänger und so bleiben normaler-weise 100 Meter in zwei Minuten machbar ...
Aber: Manchmal muss es eben die Leine sein, und sei es nur vom Feldrand bis zum Haus – das sind ungefähr 500 Meter. Dann ist es mir oft passiert, dass ich nach einem richtig schönen Spaziergang supergenervt nach Hause kam. Und wieso?
Auf diesen letzten 500 Metern prallten unsere unterschiedlichen Bedürfnisse aufeinander. Während für mich der schöne Teil des Spaziergangs schon vorbei war (mal so richtig Tempo machen, die Sonne auf die Nase scheinen lassen, Falken beim Fliegen zuschauen und stolz darauf sein, dass die Hunde die besten Hunde der Welt waren) und ich nur noch schnell nach Hause wollte, fing für meine Vierbeiner der richtig interessante Teil jetzt erst an: So viele Straßenlaternen, Hausecken, Grasbüschel, Gartenzäune ... und überall riecht es wie die Wucht. Dutzende von Hunde laufen hier jeden Tag entlang und jeder hinterlässt sein Spürchen. Wie oft habe ich ärgerlich gedacht: Vielleicht hätten wir uns einfach 45 Minuten hier vor den Häusern herumtreiben sollen - hätte mich mein Trio verstehen können, hätten sie möglicherweise ganz laut „Jaaaaaa!“ gejipptt!
Wir Menschen laufen zielorientiert "auf Strecke". Nur manchmal bleibe ich stehen und sehe mir ein Detail an – vielleicht mal hier eine Pflanze oder dort eine schöne Aussicht. Ansonsten gilt vorwärts. Hunde lieben es mitzulaufen, verweilen aber ständig hier und dort, laufen vorwärts und rückwärts und manchmal quer in den Wald. Einfach, weil es überall gut riecht und sie im Hier und Jetzt leben. Das Ziel ist egal.
Wenn sie frei laufen, fällt uns das nicht auf, weil sie uns mit ihren vier Beinen jederzeit wieder einholen können.
Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz warnt in einem Interview für die Hundezeitschrift dogs davor, dass mehr und mehr Hunde nicht mehr ausreichend schnüffeln dürfen und wir es ihnen so verlernen. Das sei nicht artgerecht!
Wenn unser Liebling also ein ganzer Hund sein soll, stellen wir uns - wenigstens immer mal wieder - besser auf einen hundeschnüffellangsamen Spaziergang ein. Und weil wir die Schnüffel-Eindrücke des Hundes kaum nachvollziehen können, schlägt Horowitz vor, sich in einsamen Stunden auch mal mehr von der Welt zu er-riechen – auch, wenn wir uns dabei erst einmal lächerlich vorkommen.
Schnüffeln ist ein Grundbedürfnis unseres Hundes. Das müssen wir erfüllen. Und jetzt geht es mir auch fast immer besser bei den letzten 500 Metern.
Bis zum nächsten Mal
Tina.
Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.
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