Abschied

Vor einigen Monaten starb Lotta.

Ich habe sie einschläfern lassen, aber sie hätte wohl auch nur noch die Kraft für einige hundert Atemzüge gehabt. Die wollte ich ihr ersparen. Sie ist so fulminant gestorben, wie sie gelebt hat. Ihr Motto: Keine halben Sachen, und so brauchte der Darmvirus auch nur 24 Stunden, um die alte Dame niederzuringen. Lotta hatte keine Chance.

Sie hat sieben Leben, haben wir immer gesagt: Ein Auto und auch ein Fahrrad überrollten sie. Sie erstickte fast an einem Tannenzapfen. Ich trat aus Versehen mit meinem Wanderstiefel auf sie und brach ihr dabei eine Rippe. Im Urlaub fiel sie in ein Abflussrohr und wir suchten die ganze Nacht nach ihr. Sie kämpfte gegen Stiere, Ratten und Katzen, biss den Elektriker und der Bauer drohte, sie das nächste Mal zu erschießen, falls sie noch mal auf sein Grundstück kommen würde. Lotta hatte einen Ruhepuls von 35, eine unerhört niedrige Zahl für einen so kleinen Hund. Uns war klar, warum das so war: Sie folgte ihrem großen Freund Fiet überall hin, quer über alle Felder, durch dick und dünn und ohne Rücksicht auf Verluste. Sie gab niemals auf.

 

Lotta hat die Kinder durch ihre Kindheit begleitet. Sie und Fiet, der schon vor einigen Jahren gehen musste, waren immer da, jeden Tag, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Die Hunde begrüßten die Kinder, wenn sie von der Schule kamen, lagen in ihren Zimmern herum, mussten ausgeführt werden, nahmen Platz im Auto weg bei den Urlaubsfahrten und waren manchmal lästig, aber immer geliebt. Fiet und Lotta kannten unsere Wohnung in K., wo sie stundenlang vom Balkon schauten, bis endlich ein Kind um die Ecke bog. Sie zogen mit nach A., wo die Kinder älter wurden und immer öfter auch länger unterwegs waren. Bei jeder Rückkehr war es diese ganz besondere, außer-sich-geratene hündische Begeisterung, die alle strahlen ließ und auf die sich jeder freute.

 

Lottas Tod ist ein Abschied von viel mehr als nur von ihr selber: Die Verbindung zur Vergangenheit ist plötzlich gekappt und ich muss diese Kapitel sachte schließen. 18,5 wichtige Jahre begleitete sie mich und ich merke, dass ich alt geworden bin: So viel ist geschehen und so viel ist vorbei. Mit Lottas Tod kommt auch der Abschied von meiner „jungen“ Zeit, als die Kinder klein waren, als viel los war bei uns, ich noch mal studierte und noch vieles möglich war. Lange war Lotta ein wichtiges Band, ein Gesprächsthema, das mich mit den Kindern verband: Wie geht es Lotti? fragt nun keiner mehr. Aber wir erzählen ihre Geschichten immer wieder und ich hoffe, obwohl es furchtbar kitschig klingt, dass sie „dort oben“ ihren besten Freund wieder getroffen hat und sie miteinander über die endlosen Himmelsfelder rasen können, Fiet vorneweg und Lotta furchtlos und voller Kampfgeist hinterher.

 

Bis zum nächsten Mal

 

Tina. vom Blog

 

 

Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Meine eigene Meinung ist nicht unbedingt konform mit der Vereinsmeinung.  

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