Veganer im Tierschutzvereinsleben

 

Vor kurzem telefonierte ich mit Barbara*, Tierschutzkollegin eines befreundeten Vereins. Sie erzählte mir, dass sie demnächst Mitgliederversammlung mit Fest haben werden. Was sie mir noch sagte, war: Anna* hatte Barbara wegen der Essensplanung kontaktiert - natürlich vegan und jeder könne ja etwas mitbringen.

Der innere Kern des Vereins hatte aber wohl schon länger ein Grillfest geplant, und das wurde Anna auch so mitgeteilt. Nach einer längeren Debatte entzog Anna dem Verein konsequent alle (zukünftige) Unterstützung und trat aus dem Verein aus.

 

Was war hier passiert?

Für Anna war es selbstverständlich, dass ein Tierschutzverein bei internen und öffentlichen Veranstaltungen als wirklicher Tierschutzverein auftritt und dass dazu auch möglichst veganes Essen gehört.

Im Verein wurde über Annas Anliegen kurz diskutiert, aber jeder war der Meinung, dass man nicht "lügen" und etwas "vorspielen" wolle - nämlich Vegetarismus oder gar Veganismus zu unterstützen - wenn man damit persönlich ja gar nichts am Hut habe.

 

Das Telefongespräch rumorte länger in mir, denn es legte den Finger in eine alte Wunde: Ich verzweifle daran, dass man als "Tierschützer" einzig Hunde und Katzen als schützenswerte Tiere anerkennen kann.

In einer logischen Welt wäre für Menschen, die das systematisierte Leid unserer Nutztiere völlig übersehen und für ihre eigenen Bedürfnisse in Kauf nehmen und alleine Hunden gegenüber ein großes Herz zeigen, die Bezeichnung "Hundeschützer" wohl die bessere Variante.

 

Wir leben aber in einer Welt voller Widersprüche und ich bin mir sicher, dass es viele Esser von toten Tieren unter den Tierschützern gibt. Trotzdem wird mit großen Einsatz viel Gutes bewirkt.

Aber: Ein Verein ist eben keine einzelne Person, sondern ein Zusammenschluss Vieler. Und er steht für eine Idee steht: Dem Schutz der Tiere. Ein Tierschutzverein hat sich schon allein vom Namen her das Wohl ALLER Tiere auf die Fahnen geschrieben und sollte unbedingt, wenn schon die einzelnen Mitglieder das  nicht tun -  als Verein danach leben  (und deshalb auch kein traditionelles Grillfest veranstalten).

 

So unvollkommen man auch als Einzelner sein mag: Das Ganze sollte mehr sein als die Summe seiner Teile. Das sagte schon Aristoteles und ich finde: Recht hat er. Und Anna bewundere ich wegen ihrer Konsequenz.

 

Bis zum nächsten Mal

 

Tina. vom Blog

 

 

* Die Namen sind geändert

 

Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Meine eigene Meinung ist nicht unbedingt konform mit der Vereinsmeinung.  

 

 

 

Pfote sucht Glück: Adoption durch liebevolle Vermittlung von Hunden und Katzen aus dem rumänischen Tierschutz

Kommentare: 2 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Karin J. (Samstag, 29 September 2018 14:20)

    Also einerseits finde ich die Konsequenz auch bewundernswert.

    Andererseits stellt sich dann doch die Frage: gilt dieser Anspruch dann außer den Tierschutzvereinen auch den Adoptanten, Spendern?...

    EIGENTLICH dürften dann ja vom TIERSCHUTZ-Verein keine Hunde mehr an Nicht-Veganer vermittelt werden und auch keine Gelder/Spenden von diesen angenommen werden...

    Nur mal so ein Gedanke...

  • #2

    Lucy (Freitag, 15 März 2019 11:57)

    ich finde es toll, wenn Tierschutzvereine keine "Grillfeste" im herkömmlichen Sinne veranstalten. Man kann ja Alternativen schaffen, ohne dass es jemandem "weh" tut. Gegrillt kann auch Gemüse toll werden. Es muss ja auch nicht gleich absolut streng vegan sein, aber den Fleischverzicht halte ich schon für sehr begrüßenswert.

    Weil - WO ist der Unterschied?

    Warum lieben wir die einen und essen die anderen - das sollte sich jeder Tier-LIEBHABER fragen !
    (es muss ja nicht gleich jeder Adoptant oder Spender zum veganen Tierschützer werden). Es ist eine prinzipielle Frage. Und ein Tierschutzverein kann mit gutem Beispiel vorangehen, um andere zu motivieren weniger tierische Produkte (egal ob Fleisch, oder auch einen Pelzbesatz an der Jacke) zu konsumieren.