Heute leider nur ein kurzer Spaziergang

Tina.s Hundeblog

Heute möchte ich wütend sein dürfen. 

 

Ein wunderschöner Sonnentag im April. Ich bin früh mit den Hunden los, Dackel Juno mag Wärme überhaupt nicht - und Wärme ist bei ihm alles über 20°C. Wir wohnen hinten am Feld, was echt bequem ist: Man geht raus und ist unterwegs. Vor ein paar Jahren war das auch noch wirkliches Feld, so mit Sachen, die da wachsen und mit Feldrand, wo Kornblumen, Kamille und Mohn blühten. Heute ist das nicht mehr so. Was bei uns wächst, ist Plastik. Natürlich wächst es unter dem Kunststoff auch, aber das kriegen wir nicht zu sehen. In diesem Jahr wurde alles schon im Dezember zugedeckt. Zur richtigen Zeit werden die Planen geliftet: Spargel und Erdbeeren!

Heute ist der 17. April, die Spargelsaison wurde vor einer Woche eröffnet. Ich denke, in zwei Wochen können die ersten Erdbeeren gepflückt werden.

Was nicht unter Plastikfolie ist, wird hemmungslos gespritzt.  Dieses unmäßige Spritzen ist der Grund, warum ich den heutigen Spaziergang schon nach einer halben Stunde abbrechen musste. Denn die Hunde konnten und wollten nicht mehr laufen. Alle drei setzten sich immer wieder hin und bissen auf ihren Pfoten herum. Ich habe sie dann abwechselnd nach Hause getragen, fluchend und wütend. Im Garten habe ich ihnen die Pfoten abgewaschen, immer noch fluchend und wütend.

Dann habe ich beim Teamleiter für den Bereich Landwirtschaft in Darmstadt, Dr. Kunzelmann, angerufen und meine Empörung über ihn ausgeschüttet. Ein netter Mann, mit dem ich ein langes Gespräch hatte. Er hat natürlich recht: Wenn wir, die Verbraucher, Spargel im April und Erdbeeren im Mai, billiges Getreide und somit auch billiges Fleisch einkaufen wollen, dann wird das angebaut. Heißt das, Deutschland wird immer weiter von Plastikfolie zugedeckt werden? In Bezug auf das Spritzen und Düngen sagte er mir, dass die deutschen "Privatgärtner" mehr Anwendungsfehler beim Dosieren und Auftragen der Produkte machen würden als die Landwirtschaft. Darüber weiß ich nichts und meine Hunde laufen auch nicht in fremden Privatgärten herum.

 

Ich esse keine Erdbeeren und kein Fleisch* und werde dieses Jahr aus Protest keinen Spargel kaufen. Ich jäte meinen Garten und versprühe kein Gift. Aber ich muss nun im Sommer die Hundepfoten nach dem/beim Spaziergang waschen. Wie auch im Winter wegen des Salzes. 

Ich packe das nächste Mal die Sprühflasche ein, wenn ich in "in die Landwirtschaft" gehe. Oder ich nehme das Auto und fahre dorthin, wo es schön ist. Oder wir ziehen weg, in einen Ort ohne Plastikfolien und Sprühfelder. Gibt es diesen Ort bei Dir in der Nähe?

 

Bis zum nächsten Mal.

Tina.

 

 *den Widerspruch zwischen Hundehaltung und dem Willen, möglichst kleine ökologische Fußabdrücke hinterlassen zu wollen, beschreibt mein Blogartikel Time To Eat The Dog.

 

Ich bin hundeerfahren und hundebelesen, aber keine Hundefachfrau. Der Blog gibt meine eigene Meinung wieder und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. 

Gras gespritzt
kaputtgespritztes Gras
Plastikmüll überall
Plastikmüll überall
Jesper knabbert
Jesper knabbert
überirdisch schön
die geschönte Version

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Kommentare: 3
  • #1

    Anja (Sonntag, 22 April 2018 09:40)

    Gut geschrieben.Wohne auch am Feldrand,nur bei uns ist nichts in Plastik verpackt.Gespritzt und gedüngt wird,aber scheinbar doch “ umweltfreundlicher“.Hier wächst Raps und Getreide.Das Problem mit den juckenden Pfoten habe ich daher nicht.

  • #2

    Mira (Montag, 07 Mai 2018 16:02)

    Ach je - da bin ich aber froh, dass wir am Wald wohnen! Ob man wohl rausfinden kann wo und wie der Spargel angepflanzt wird? Vielleicht sollte ein Hunde-Pfoten-Test für die Verträglichkeit von Spritzmittel eingeführt werden :D Wieder mal sehr nett geschrieben!

  • #3

    Tina vom Blog (Samstag, 26 Mai 2018 22:48)

    Danke Mira, das freut mich, dass Dir mein Text gefällt. Ich habe leider gerade erst gesehen, dass man sehen kann, wenn jemand kommentiert, deshalb kommt meine Antwort so spät... Viele Grüße.